Ich wohne zwar mit Vinayak und seiner Schwester Ankita im Süden von Neu Delhi, aber da ihre Familie ursprünglich aus Rajasthan kommt, sind wir auch alle paar Wochen mal in Jodphur. Die Stadt hat knapp eine Million Einwohner und liegt in Rajasthan, im Nordwesten Indiens, an der Grenze zu Pakistan. Das markanteste Merkmal der Stadt, die am Rand der Wüste Thar liegt, ist das Indigo-Blau, in dem viele Häuser der Altstadt gestrichen sind. Daher ist Jodphur auch als "Blaue Stadt" bekannt. Traditionell kennzeichnete die Farbe Blau die Zugehörigkeit der Bewohner zur Kaste der Brahmanen, allerdings haben heute auch Nicht-Brahmanen diesen Brauch übernommen.
Normalerweise nehmen wir immer den Flieger von Delhi nach Jodphur, aber letztens sind wir mit dem Auto zurückgefahren. Die Strecke von 620 km wäre nach deutschen Autobahn Standards wahrscheinlich in knapp 7 Stunden zu schaffen, hier darf man getrost etwas mehr Zeit einplanen. Es gibt zwar zweispurige Highways, aber die Geschwindigkeit ist meist auf 80 oder 100 km/h beschränkt. Das liegt nicht etwa an der Qualität der Straßen, die zweifelsohne wirklich gut ist, sondern mehr an den tierischen Verkehrsteilnehmern, die einem jederzeit vors Auto laufen können. Seien es Hunde, Kühe, Wasserbüffel oder wie in Rajasthan auch manchmal Kamele. Ja wirklich! Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als Vinayak plötzlich bremsen musste und direkt vor uns auf der Fahrbahn drei Kamele dahin trotteten.
Eines habe ich auf unserem Roadtrip durch Rajasthan auf jeden Fall gelernt: Zeit spielt keine Rolle und das wichtigste ist die richtige "On Board Verpflegung". Natürlich gibt es auf den Highways alle paar Kilometer Rastplätze, an denen man auch was zu essen bekommt, aber die meisten Inder packen sich ihr eigenes Essen ein. Wir drei waren daher für unseren Roadtrip ziemlich gut ausgestattet und so kann sich mein kleiner "Frühstücksteller" auch wirklich sehen lassen. Was das alles ist? Samosa, eine mit Gemüse gefüllte Teigtasche (rechts), Khandvi, weiche und fast schmelzende Teigrollen mit Karotte und Koriander (links) und Kachori, ein frittierter Snack aus Kichererbsenmehl, der mit Zwiebeln gefüllt ist. Das war allerdings nur der herzhafte Teil. Wir hatten natürlich auch noch allerlei süße, indische Snacks dabei. Und wie dir vielleicht aufgefallen ist, Ganesha fährt bei uns auch immer mit.
Mein Lieblingsort in Jodphur ist das Meherangarh Fort, das hoch über der Stadt thront und aus dem 120 Meter hohen Felsen herauszuwachsen zu scheint. Das Fort wurde bereits um 1460 erbaut und noch bis zum Jahr 1943 von den Nachfahren der fürstlichen Familie bewohnt. Bei meinen ersten Besuchen hatten wir leider keine Zeit, einen Abstecher dorthin zu machen und ich konnte es nur von der Dachterrasse meines Schwieger-Opas bewundern. Dieses Mal war es aber endlich so weit und wir haben einen ganzen Vormittag im Fort verbracht. Das Museum, das dort untergebracht ist, zeigt die eindrucksvolle Geschichte der Herrscher und auch die Architektur total beeindruckend.
Vielleicht hast du ja Lust bekommen, auch mal wieder einen Roadtrip zu machen, eine Burg in der Nähe zu erkunden oder vielleicht sogar eine Reise nach Indien zu planen? Oder warst du schon mal in Indien und wenn ja, was hast du alles erlebt? Ich freue mich über deine Geschichten.
Elisabeth
Das mit den Tieren auf der Straße.... da musste ich gerade an meine Ankunft in Kathmandu vor vielen Jahren denken! Tolle Bilder, das macht Lust auf Indien!
Wow, dass sieht echt cool aus! Tolle Fotos Elli!